20. März 2017

Potsdamer Neueste Nachrichten - von Oliver Dietrich

ERST HÖREN, DANN SPIELEN
„JazzTime in Babelsberg“ feiert drittes Jubiläum

 Als Jazz-Schlagzeuger Max Punstein vor drei Jahren in Potsdam ein Vakuum entdeckte, konnte er nicht damit rechnen, dass daraus eine solche Erfolgsgeschichte werden würde. Jazz in Potsdam? Hatte es doch früher auch gegeben, und die Jazzer hatten sich seitdem offenbar in ihre Löcher zurückgezogen oder waren nach Berlin gewandert. Punstein wagte es trotzdem: Jeden dritten Donnerstag im Monat rief er im Kulturhaus Babelsberg zu „JazzTime in Babelsberg“ – und zwar mit dem ureigenen Jazzkonzept: Erst wird zugehört, dann wird selbst gespielt. Die anschließenden Jamsessions, zu denen die Gäste ihre Instrumente mitbrachten und selbst auf die Bühne gingen, wurden zur Erfolgsnummer.


Darum ging es Punstein auch: um ein Jazz-Netzwerk. Das entwickelte sich wie von selbst in beeindruckender Schnelligkeit – vielleicht auch, weil sich gleichzeitig die Veranstaltungsreihe „JazzLab“ in der fabrik in der Schiffbauergasse gründete. Eine Konkurrenz war das nie: Man besuchte sich gegenseitig, spielte zusammen, ergänzte sich. Punstein gelang es sogar, einige
Hochkaräter nach Potsdam zu locken. Das blieb auch in Berlin nicht ungehört: Die Gäste strömten donnerstags nach Babelsberg, der Saal im Kulturhaus war regelmäßig bis auf den letzten Platz gefüllt. „Das liegt auch an der hohen Qualität und den international bekannten Gästen“, sagt Punstein. Und an der Interaktion zwischen Publikum und Musikern. Auch am heutigen Donnerstag wird es wieder einen Stargast geben: die sizilianische Sängerin Lucia Fodde.


Mittlerweile gibt es „JazzTime in Babelsberg“ genau drei Jahre, auch wenn Max Punstein seiner Wahlheimat Potsdam gerade wieder den Rücken gekehrt hat und zurück nach Kaiserslautern gegangen ist, der Arbeit wegen. Kein Grund für ihn, nicht mehr nach Babelsberg zu kommen: Einmal im Monat lasse sich das durchaus einrichten. „Das macht so viel Spaß, dass ich mich einmal pro Monat einfach in den Zug nach Potsdam setze.“ Sicherlich habe er überlegt, ob er die
Veranstaltung auch nach seinem Wegzug aufrechterhalten wolle – aber nicht lange: „Die Entscheidung dafür fiel mir eigentlich leicht.“ Babelsberg sei ihm ans Herz gewachsen, die Bandkollegen sowieso. Das lässt man nicht einfach los.


Keine Gefahr also für die Babelsberger Jazznacht, oder wie Punstein sagt: „Kein Ende in Sicht.“ Auch wenn er nicht in die Zukunft sehen kann: Die Veranstaltung hat sich etabliert. Eine Änderung gibt es dennoch: Bisher fing die Jazznacht um 21 Uhr an, das ist jetzt eine Stunde vorverlegt.